Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
Hermann Hesse
Das gilt auch fürs Mantrailing. Immerhin sind das die ersten Schritte in ein bestenfalls wunderschönes Abenteuer, das Mensch und Hund verbindet und beiden ein Glitzern in die Augen zaubert.
Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese ersten Schritte zu gestalten. Ich stelle heute meine Schritte vor und begründe, warum ich diesen Weg des Antrailens gewählt habe. Mit dem großen Ziel, das Mantrailing Training einzusetzen, um für mehr Wohlbefinden bei Hund und Mensch zu sorgen.
Das Wichtigste über das Antrailen in Kürze
✴️ Der Sinn des Antrailens ist es, dem Hund ein Angebot zu machen, das er gerne annimmt.
✴️ Mantrailing ist nicht angeboren: Hunde müssen die Suche nach menschlichem Geruch erst lernen und dafür ausreichend motiviert sein.
✴️ Der Hund muss körperlich und emotional in der Lage sein, sich auf die Aufgabe einzulassen; bei besonderen Bedürfnissen ist kleinschrittige Vorarbeit sinnvoll.
✴️ Stressfrei starten: Ziel ist ein fokussiertes Team, das im Flow sucht – nicht im Rausch.
✴️ Auf Sicht antrailen erleichtert dem Hund, das gewünschte Verhalten zu zeigen, und bildet bei strategisch gutem Vorgehen eine solide Basis für spurtreues Suchen.
✴️ Große Geruchsträger helfen, die Verknüpfung zwischen Geruchsmuster und Zielperson von Anfang an klar zu machen.
✴️ Mehrere kurze Sequenzen sorgen für hohe Belohnungsrate und individuelle Steigerungsmöglichkeiten, müssen aber so reduziert werden, dass Motivation erhalten bleibt und Frust vermieden wird.
✴️ Setting gezielt wählen: gut vorbereitete Halter*innen, erfahrene Zielpersonen und städtischer Untergrund („Grau“) statt ablenkungsreichem Grün.
✴️ Ziel: Ein entspanntes, fokussiertes Mensch-Hund-Team, das bedürfnisorientiert sucht und Freude am Mantrailing hat
✴️ Es gibt Grenzen: Nicht alles, was möglich ist, ist auch sinnvoll. Gerade bei Hunden, deren Genetik eine andere Suchweise vorsieht, sollte sorgfältig geprüft werden, ob und wie Mantrailing bedürfnisorientiert umsetzbar ist.
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Grundlagen
Auch für’s Mantrailing gelten die grundsätzlichen Kriterien, wie ein Hund ein neues Verhalten leicht, freudig und ohne Frust lernen kann:
- Körperliche und emotionale Lernbereitschaft des Hundes
- Passendes Setting, das die Wahrscheinlichkeit für erwünschtes Verhalten groß und für unerwünschtes klein macht
- Kleinschrittiges Vorgehen, das Erfolg wahrscheinlich macht
- Präzises Timing bei der Umsetzung
- Verstärkung des Verhaltens durch individuell wertvolle Belohnung
- Angepasste Herausforderungen
- Kurze Trainingseinheiten mit vielen Erfolgserlebnissen
- Einführung des Signales erst nach dem erfolgreichen Aufbau des Verhaltens
Was bedeutet das nun fürs Mantrailing konkret?
Damit ein Hund sich auf diese neue Aufgabe, auf dieses Angebot einlassen kann, brauchen wir seine Aufmerksamkeit und seine Bereitschaft mit uns zu interagieren. Wir müssen ihn also motivieren, unser Trailangebot anzunehmen.
Das geht besonders gut, wenn das Setting ihn nicht überfordert oder ablenkt und die Aufgabe sich für ihn lohnt. Da kommt der Jackpot ins Spiel. Der Jackpot sorgt jedoch nur dann für eine zielführende Verstärkung des Verhaltens, wenn er hochwertig genug für den Hund ist ohne dabei die Erregung des Hundes zu stark zu erhöhen. Wir brauchen den Hund ja im Wohlfühlbereich und lernfähigem Zustand.
Wir wollen von Anfang an keine zu hohe Erregung mit dem Trailen verknüpfen. Weder durch die versprochene Belohnung, noch durch unpassendes Vorgehen.
Wir wünschen uns, dass der Hund
- sich mit dem Geruchsträger beschäftigt
- zielstrebig und direkt zur Zielperson geht
- bei der Zielperson den Jackpot frisst
- dabei aufmerksam und fokussiert, aber nicht „drüber“ ist
Denn langfristig brauchen wir die für Match-to-sample Aufgabe des Mantrailings einen Hund, der sich den Individualgeruch einprägen kann und das Geruchsbild während des gesamten Trails abrufen kann. Für diese Gedächtnisleistung ist Stress kontraproduktiv.
Gerade für den Start, aber auch später für den gesamten Trail gilt: Ein fokussiertes Team sucht im Flow – nicht im Rausch.
Die Phase des Antrailens soll dem Hund verständlich machen, was wir von ihm wollen. Er soll die folgende Verknüpfung machen können:
Geruchsmuster am Start —> passender immer frischer werdender Geruch auf dem gesamten Trail —> Jackpot bei Zielperson oder am Ende des Trails.
Das ist die Grundlage des Trailens auf dem Geruchsband, dem spurtreuen Trailen.
Auch wenn das häufig dargestellt wird, so liegt es nicht in der Natur des Hundes, eine menschliche Spur, noch dazu die eines fremden Menschen zu verfolgen. Dr. Ute Blaschke-Berthold ordnet das Trailen dem Verhalten des Nahrungserwerbs in Form von Futtersammelns zu. Es entspicht aus folgenden Gründen nicht den Kriterien des Jagdverhalten:
- Der Schritt des Beutefangverhaltens am Ende fehlt. Der Hund erhält am Ende Futter in Form des Jackpots, ohne dass er Beutefangverhalten zeigten muss.
- Der Mensch ist kein Beutetier des Hundes. Die Spur eines Menschen löst kein Jagdverhalten aus.
Die Spur eines fremden Menschen ist für den Hund bedeutungslos. Also müssen wir dem Hund Mantrailing erst beibringen. Er kann es nicht von Natur aus. Und deswegen müssen wir ihn dafür auch motivieren. Dabei nutzen wir seine angeborene Fähigkeit, eine Spur zu verfolgen oder auch die Quelle eines Geruches zu finden.
Auf Sicht
Das Verfolgen der Spur eines fremden Menschen muss sich für den Hund lohnen. Die menschliche Spur alleine kann nicht als ausreichender Anreiz vorausgesetzt werden. Deswegen traile ich auf Sicht an. Alle Hunde. Auch die Hütehunde, oder besser gesagt, besonders die Hunde, die gerne über Sicht arbeiten.
Der Hund sieht beim Antrailen also eine Person, die seine Futterdosen in der Hand hat. Dieses sichtige Antrailen sorgt für die Motivation des Hundes, bei einem fremden Menschen anzukommen und dort das Futter aus seinen Futterdosen zu erhalten. Er hat ein klares Ziel und kann so einen Großteil des erwünschten Verhaltens gleich zeigen. Von sich aus. Ohne Druck.
Als Zielperson setze ich solche Menschen ein, von denen wir annehmen, dass der Hund sich gerne annährt. Ich setze jedoch grundsätzlich keine Bezugspersonen des Hundes dafür ein. In diesem Artikel gehe ich auf die Risiken ein. Kurzgefasst: Damit verhindere ich, dass der Hund aus Sorge sucht und am Ziel erleichtert ist. Diese Emotionen entsprechen nicht dem Enrichment Gedanken.
Das sichtige Antrailen ist auch eine sehr gute Vorbereitung für das Trailen auf dem Geruchsband. Ich kann das Setting beim Antrailen so arrangieren, dass sich die Hunde meistens zielstrebig und ohne Umwege direkt zur Zielperson bewegen und dabei immer auf dem Geruchsband sind.
Ich wähle für das Antrailen einen wirklich großen textilen Geruchsträger – zum Beispiel ein T-Shirt der Zielperson – und lasse den in direkter Linie zwischen Hund und Zielperson platzieren. Manche Hunde beschäftigen sich von sich aus mit dem Geruchsträger bei anderen lenken wir deren Aufmerksamkeit aktiv auf den Geruchträger. Ein Keks auf dem Shirt kann da sehr hilfreich sein.
Hunde, die noch nicht in der Lage sind sich auf dieses Angebot einzulassen, brauchen eine kleinschrittigere Vorbereitung. Wir müssen sie also vorher erst in die Lage versetzen, sich in Richtung eines Menschen bewegen zu können und zu wollen. Druck oder massives Locken durch die Zielperson sind in meinem Verständnis von Mantrailing nicht zielführend. Ich strebe an, dass die Hunde unser Angebot freiwillig annehmen und ohne Motivationstkonflikt.
Eine hervorragend geeignete Möglichkeit für die Vorbereitung auf das Antrailen ist die Therapeutische Futtersuche. Dafür ist es notwendig, dass die Bezugsperson dieses Vorgehen unterstützt und geduldig den Beginn des Mantrailing Trainings aufschiebt. Diese Geduld wird sich jedoch für das Team nicht nur fürs Trailen auszahlen.
Mit dem gut vorbereiteten Antrailen auf Sicht erreiche ich von Beginn an:
- Der Hund ist aufmerksam.
- Er geht von sich aus ohne Druck oder massives Locken zu einer fremden Person hin.
- Er bewegt sich zielstrebig zur Zielperson.
- Dabei kann ich durch eine geschickte Auswahl der Umgebung und der Wegstrecke der Zielperson dafür sorgen, dass der Hund sich vom Start bis zur Zielperson durchgängig auf dem Geruchsband bewegt.
- Die Aufgabenstellung macht für den Hund von Beginn an Sinn.
Was die Hunde dabei sehr schnell lernen können: Wenn sie dem Geruchsband des am Start vorhandenen Geruchsartikels folgen, kommen sie direkt ohne Unterbrechung zu ihrem Jackpot. Dabei können sie mit dem Verfolgen einer Spur ein Verhalten zeigen, das bedürfniserfüllend ist. Der Geruchsträger am Start ist das Versprechen für den Jackpot, der über das Verfolgen der Spur gefunden werden kann.
Wenn man dabei kleinschrittig genug vorgeht und die Umgebung zielführend auswählt, führt dieses Vorgehen auch bei den Hunden zu einer spurtreuen Suche, die genetisch bedingt eher eine andere Art der Suche bevorzugen.
Stolpersteine
Die Schritte weg von der Sichtigkeit hin zur Lösung über die Nase muss bei jedem Hund individuell angepasst werden. Einerseits langsam genug, um den Hund motivert zu halten. Andererseits früh genug, um nicht den Erfolg über die Lösung mit dem Auge zu etablieren. Geduld und geschickt gewählte Settings führen zum Ziel.
In Sequenzen
Die Arbeit in Sequenzen bedeutet, dass wir den Hund dreimal nacheinander die oben beschriebene Erfahrung machen lassen:
- Er sieht eine Person, die seine Futterdosen in der Hand hat.
- Wenn die Vorbereitung gut gelungen ist, läuft er zu der Person hin.
- Dort frisst er seine Belohnung.
- Wenn die Wegstrecke gut gewählt ist, befindet er sich durchgängig auf dem Geruchsband der Zielperson.
- Den Geruch der Zielperson hat er bereits am Start in großer Menge in der Nase.
- Dabei wird das gezeigte Verhalten im Laufe der drei Sequenzen meistens zielstrebiger, weil der Hund ja bereits gute Erfahrungen damit gemacht hat.
Mit dem Antrailen in diesen drei unmittelbar aufeinanderfolgenden Sequenzen schaffen wir eine hohe Anzahl an Belohnungen und Erfolgserlebnissen in einem kurzen Zeitraum.
Dabei können wir selbst innerhalb dieser drei Sequenzen bereits die Herausforderungen für den Hund individuell und sehr kleinschrittig anpassen:
- Länge der Strecke zur Zielperson
- Art und Geschwindigkeit, mit der sich die Zielperson von dem Hund wegbewegt
- Grad der Sichtbarkeit der Zielperson am Ende der Strecke
- Körperhaltung der Zielperson am Ende der Strecke
Hierbei ist es wichtig, dass wir die Erregung des Hundes gut im Blick haben. Wie gesagt: Die optimale Ausgangslage liegt im mittleren Erregungsbereich – im Flow und definitiv nicht im Rausch.
Stolpersteine
Die Sequenzen bergen das Risiko, dass die Erregungslage des Hundes zu hoch wird. Denn die Zielperson muss sich ja bei den Sequenzen immer wieder von dem Hund wegbewegen. Läuft die Person langsam, ist der Drang hinterher zu laufen geringer, aber es dauert auch länger, bis die Person die gewählte Strecke zurückgelegt hat – oder die Strecke ist nur sehr kurz. Bewegt sich die Person hingegen schnell, fällt es dem Hund meistens schwerer, sich zurückzuhalten. Der Impuls zu folgen ist groß und es entsteht Barrierefrust, weil der Hund ja nicht sofort hinterherlaufen soll.
Die Sequenzen müssen also in zweierlei Hinsicht überlegt durchgeführt werden:
- Den Hund aufmerksam bei der Sache zu halten
- ihn zwischen den einzelnen Sequenzen nicht zu frustrieren
In Abwägung dieser beiden Punkte werden die Sequenzen dann wieder abgebaut. Je größer das Risiko ist, dass der Hund Frust empfindet und die Erregung über das erwünschte Maß hinaus ansteigt, desto eher müssen die Sequenzen abgebaut werden.
Setting
Was sind nun geeignete Rahmenbedingungen für das Antrailen? Wobei ich mit dem Begriff Setting nicht nur den tatsächlichen Ort, sondern auch in welchem Rahmen es stattfindet umfasse.
Beim Antrailen lernt ja nicht nur der Hund etwas Neues, sondern in den meisten Fällen auch der Mensch. Eine gut vorbereitete Bezugsperson macht den Vorgang für alle Beteiligten deutlich leichter. Daher hat sich eine vorangeschaltete Theorie extrem gut bewährt.
Ich biete diese Theorie in einem Onlinekurs an. Den können die Interessent*innen jederzeit und ganz in Ruhe machen und darin auch immer wieder etwas nachschauen. So vorbereitet können sie sich dann fürs Antrailen in Rahmen eines lokalen offenen Gruppentrainings anmelden. Dieses Vorgehen hat folgende Vorteile:
- Der Einstieg ins Training ist jederzeit möglich.
- Die Theorie kann von den Bezugspersonen unter den besten Lernbedingungen durchgearbeitet werden.
- Der Ort des Antrailens kann individuell für jedes Team aus dem Angebot ausgesucht werden.
- Im regulären Gruppentraining habe ich erfahrene Trailer, die ich als Zielpersonen einsetzen kann. So kann ich ohne zusätzlichen Aufwand verhindern, dass Anfänger*innen auch als Zielpersonen eingesetzt werden.
Innerhalb des Trainings lasse ich die Neueinsteiger*innen immer erst bei zwei oder drei Trails zusehen, bevor sie mit ihrem Hund drankommen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass als Erstes dranzukommen für viele Menschen eher aufregend ist und sie sich im Laufe des Trainings wohler fühlen. Das ist extrem förderlich für ein gutes Antrailen. Außerdem kann ich so die Zeit beim Trails legen nutzen und das Vorgehen mit den Neueinsteiger*innen absprechen, ohne dass das im Training extra Zeit kostet. Außerdem können sie so auch gleich erfahrene Teams beim Trailen beobachten und wissen, wie Trailen langfristig aussehen kann.
Noch bevor der Hund zum Antrailen aus dem Auto geholt wird, spiele ich den gesamten Vorgang einmal mit meinem Stoffhund Siri durch. Dabei drücke ich der Bezugsperson die Leine von Siri in die Hand und ich bewege den Hund. So spielen wir die wahrscheinlichsten Szenarien durch, wie sich der Hund verhalten könnte und was dann die Bezugsperson und die Zielperson jeweils machen sollen.
Dabei kann ich auch erkennen, welches Verhalten die Bezugsperson im Reflex zeigt, wenn der Hund plötzlich an der Leine zieht und kann sie dann entsprechend anleiten. Denn ein Hund, der vom Geruchsträger zurückgerissen wird, findet das Trail-Angebot erstmal nicht mehr so prickelnd. Und weil mein Stoffhund Siri eine unendliche Frustrationstoleranz hat, können wir die einzelnen Schritte solange wiederholen, bis alle menschlichen Beteiligten wissen, was sie tun sollen.
So vorbereitet läuft das Antrailen in der Regel optimal für Hund und Mensch ab.
Kommen wir zum zweiten Aspekt des Settings: Dem Ort, an dem wir den Hund antrailen. Grundsätzlich traile ich lieber auf Grau als auf Grün an. Denn auch wenn die Geruchsverteilung auf Grün einfacher ist, so hat Grau doch die für mich überzeugenderen Vorteile:
- Wir verhindern von Beginn an, dass der Hund unbeabsichtigt die Bodenverletzung mit verknüpft.
- Viele jagdlich ambitionierte Hunde haben auf Grün schon eine Erwartungshaltung und sind weniger leicht für unser Angebot empfänglich.
- Auf Grau können wir deutlich einfacher von Beginn an das spurtreue Trailen fördern.
- Wir haben mit Grau eine Vielfalt an möglichen Settings, so dass wir für jedes Team eine passende Location finden können.
- Gerade urbane Gebiete – wie Gewerbegebiete an einem Sonntag Vormittag – bieten wenig Ablenkung. Die meisten Hunde haben dort noch keine besondere Erwartungshaltung.
Fazit
Für mich hat sich dieses Vorgehen beim Antrailen sehr bewährt. Es lässt sich sehr gut an die individuellen Bedürfnisse der Hunde anpassen. Sollte der Hund jedoch noch nicht in der Lage sein, sich aus freien Stücken für das Angebot zu entscheiden, so ist Vorarbeit sinnvoll und Druck und Action kontrapoduktiv. Gut vorbereitete Menschen können ihre Hunde besser beim Erlernen unterstützen. Ein Onlineeinsteigerworkshop vorangestellt und das Antrailen in den regulären Gruppen ist für mich die optimale Kombination.
Das Startsignal führe ich erst dann ein, wenn ich sicher bin, dass der Hund verstanden hat, worin die Aufgabe besteht. Wie ich das überprüfe hab ich in diesem Blogartikel beschrieben.
Es gibt auch Grenzen. Denn nur weil etwas möglich ist, ist es nicht immer sinnvoll, es auch zu trainieren. Gerade bei den Hunden, die genetisch bedingt eher über Hochwitterung und in großen Bewegungsradien sowie in hohem Tempo suchen, ist ein kritischer Blick auf die Bedürfniserfüllung zu werfen. Je weniger bedürfnisorientiert ihr restlicher Alltag ist, desto eher sollte man für diese Hunde ein Hobby wählen, dass ihren Vorlieben ohne Einschränkungen entspricht. Wenn aus nachvollziehbaren Gründen jedoch ein Mantrailing Training mit diesen Hunden sinnvoll ist, ist besonders kleinschrittig vorzugehen. Der Trainingsort und der Verlauf der Trails sind hier sehr weise zu wählen, um den Hund möglichst wenig Frust auszusetzen. Gleiches gilt für Hunde, die ausgesprochen visuell orientiert sind wie zum Beispiel Sichtjäger oder Hütehunde.
Die Alternative, Hunde über Hochwitterung und nicht spurtreu suchen zu lassen ist jedoch keine echte Alternative. Denn im urbanen Gebiet ist es schlicht und ergreifend gar nicht möglich, den Hund selbstbestimmt nach seinem bevorzugten Muster suchen zu lassen. Wir müssen den Hund vor den Gefahren der Umwelt schützen und Rücksicht auf Menschen, Tiere und deren Rechte nehmen. Und im hohen Tempo dem Hund nachzurrennen ist sowohl gefährlich als auch ineffektiv. Wir müssen diese Hunde also häufig ausbremsen. Und damit ist das nicht bedürfniserfüllend, sondern ziemlich frustrierend für diese Hunde.
Abschließend möchte ich nochmals betonen, dass ich Druck oder übertriebene Action sowie hohes Tempo gerade beim Antrailen für kontraproduktiv halte: Die Nase findet am besten, wenn der Kopf klar ist und das Herz ruhig schlägt.
Das zaubert nach dem Trail auch Mensch und Hund ein Glitzern in den Augen.