Wenn Mantrailing Enrichment sein soll

Wenn Enrichment das Ziel des Mantrailing Trainings ist
Geschätzte Lesedauer: 11 Minuten

Hundeschulen oder Vereine bieten Mantrailing aus verschiedenen Gründen an, und Menschen trailen mit ihren Hunden aus unterschiedlichen Motiven: sei es für den Einsatz, als Sport, zur Auslastung und zum Spaß oder als Enrichment. Je nach Ziel können sich die Trainingsmethoden und Abläufe unterscheiden. Um das gewünschte Ergebnis zu erreichen, benötigen Trainer*innen daher das spezifische Wissen und die nötigen Fähigkeiten

An dieser Stelle möchte ich mich deutlich von der immer wieder auftauchenden Aussage distanzieren, dass Trainer*innen, die ihre Teams nicht für den Einsatz oder Wettkampf ausbilden, sich nicht so gut mit Mantrailing auskennen müssen. Ich sehe das anders – ganz anders.

In diesem Artikel erfährst Du, worauf es ankommt, damit ein Mantrailing Training als Enrichmentmaßnahme gelingen kann.

Mantrailing Ziele


Ziele für Mantrailing

Werfen wir mal einen Blick auf mögliche Ziele, die mit Mantrailing erreicht werden können (Pettrailing lasse ich hier mal außen vor):

  • Inhaltlich:
    • Einsatzreife erreichen
    • Hundesport anbieten – Wettkampf
    • Hobby-, Freizeit-, Spaßangebot
    • Verbesserung der Lebensqualität des Teams = Enrichment
  • Unternehmerisch:
    • Erweiterung des Angebotes (Mantrailing boomt)
    • Wertvolles Gruppenangebot für Teams mit besonderen Bedürfnissen
    • Weiterbetreuung von Kund*innen aus der Verhaltenstherapie
  • Persönlich
    • Freude bei der Ausübung
    • Mission: Teams durch Mantrailing weiterhelfen

Auf die unternehmerischen und persönlichen Gründe gehe ich in dem 0 € Video „5 Gründe, warum sich Mantrailing als Enrichment für Deine Hundeschule lohnt“ ausführlich ein. Du kannst Dir das Video HIER direkt freischalten lassen.

In diesem Artikel geht es um die inhaltlichen Ziele, also was Dein Ziel für die Teams ist, die bei Dir trainieren. Sie definieren Deine Zielgruppe und sie haben grundlegenden Einfluss darauf, wie und was Du trainierst.

🚨 🏆 Einsatz und Sport sind leistungsorientiert, da liegt der Fokus auf dem Abrufen und Erreichen von Leistungszielen – das Team muss funktionieren und abliefern. Möglichst gut. Möglichst immer, wenn die Situation verantwortbar ist. Dabei ist es natürlich auch bei einem so expliziten Leistungsziel anzustreben, dass die Teams das auch möglichst lang und unbeschadet ausüben können. Bestenfalls haben sie dabei auch gemeinsam Freude.

🎉🥳 Wie sieht das bei Spaß aus? Nun, “Spaß” (Freizeit, Hobby) definiert jeder anders – Hundemenschen und Trainer*innen. Vor allem stellt sich manchmal die Frage, wer im Training Spaß hat: Der Mensch? Der Hund? Oder beide? Leider erlebe ich häufig, dass mit dem Ziel “ist ja nur zum Spaß” auch ein Mangel an fundiertem Wissen gerechtfertigt wird. Ich sehe das wie gesagt ganz anders.

🧠 💤 Auch zur geistigen Auslastung wird Mantrailing immer wieder empfohlen. Ganz persönlich finde ich den Begriff “Auslastung” inzwischen etwas schwierig, weil er nicht von allen gleich interpretiert wird. Steckt die Absicht dahinter, seinem Hund was Neues, Spannendes und für ihn Bedürfniserfüllendes anzubieten, bin ich voll dabei. Steckt dahinter der Gedanke, dass der Hund sich nur mal richtig auspowern soll und danach erstmal ein paar Stunden komatös schläft… hmm naja – dann kommts darauf an, warum der Hund danach schläft: “völlig fertig” aufgrund Überforderung oder starkem Stress – oder “wohlig und zufrieden”.
Schlaf als Folge einer Überforderung oder starkem Stress ist nicht mein Ziel beim Trailen.

✨🐾🤗 Daher habe ich als mein Ziel fürs Trailtraining sehr eindeutig die Enrichmentmaßnahme festgelegt.

Enrichment

Lange war die gängige Definition für Enrichment: “Befriedigung von Bedürfnissen, die im Alltag zu kurz kommen“. Inzwischen wird Enrichment mit einem 5 Säulen-Modell modifiziert.

Die 5 Säulen des Enrichment sind:

  • Ernährung (Wasser, bedarfsdeckende Ernährung und artgerechte Form der Nahrungsaufnahme)
  • Umwelt (Sichere Umgebung, sensorische Stimulation, Erkundungsverhalten)
  • Gesundheit (Gesundherhaltung, Medizinische Versorgung und Medical Training)
  • Entscheidungsfreiheit und -kontrolle (Strategien zur Stressbewältigung, Möglichkeiten für selbstwirksames Verhalten)
  • Emotionale Zustände (deutlich mehr angenehme als unangenehme emotionale Zustände).

Was bedeutet dieses 5 Säulen Modell fürs Hundetraining?

Gedankenspiel:
Stelle Dir die 5 Säulen vereinfacht wie 5 Konten des Hundes vor, auf die Du mit einer Maßnahme einzahlen kannst. Wenn alle Konten gut gefüllt sind, dann ist das die Basis, damit es dem Hund gut geht.

Wenn das einzelne Konto gut aufgefüllt ist, kann der Hund Abhebungen von diesem Konto besser verkraften – er hat ein „Polster“. Ist ein Konto leer, hat der Hund ein Problem.

👉 Enrichment ist mehr als der Ausgleich von Defiziten

Nun geht es bei einer gelungenen Enrichmentmaßnahme darum, auf diese Konten einzuzahlen und dabei möglichst von keinem Konto etwas abzuheben. Ziel ist, dass die Konten des Hundes danach gefüllter sind als vorher. Er hat dadurch mehr Kapazität mit herausfordernden Situationen umzugehen. Er hat einen Puffer.

Aber: Auch wenn einzelne Konten wirklich einen guten Stand haben, ein anderes aber leer ist, geht es dem Hund dennoch nicht gut. Ich kann also mit der Einzahlung auf ein bestimmtes Konto nicht die leeren Kontostände anderer Konten ausgleichen.

Wenn also das angebotene Mantrailing Training das Ziel Enrichment hat, dann sollten wir nach Möglichkeit eben nicht nur auf das “artgerechter Erwerb von Nahrung” = Ernährungskonto und “sensorische Stimulation” = Umwelt Konto einzahlen. Wir sollten auch aktiv auf die anderen Konten einzahlen und Abbuchungen möglichst verhindern.

👉 Die Herausforderung beim Mantrailing liegt eher im Verhindern von Abbuchungen

Das mit dem Einzahlen ist beim Mantrailing nicht die große Herausforderung. Die liegt eher darin, das Abheben von anderen Konten zu verhindern.

Deswegen sind die Ziele eines Mantrailing Trainings, das eine Einrichmentmaßnahme sein soll:

  • Einzahlung auf die Konten “Ernährung” und “Umwelt”
  • Nicht nur keine Abhebung von den Konten “Gesundheit”, “Selbstbestimmung/ -kontrolle” und “Gute Emotionen”
  • sondern zusätzlich Einzahlung auf diese Konten „Gesundheit“, “Selbstbestimmung/ -kontrolle” und “Gute Emotionen”.

👉 Alle Säulen im Blick zu haben ist entscheidend

Die Einzahlung auf „Ernährung“ und „Umwelt“ sowie keine Abbhebung im Bereich „Gesundheit“ gilt im Grunde für jedes fundierte Mantrailing Training. Die aktive Einzahlung auf „Gesundheit, Selbstbestimmung und -kontrolle, sowie gute Emotionen“ machen den entscheidenden Unterschied.

Das zu erreichen erfordert eine entsprechende Grundeinstellung und jede Menge Wissen über Mantrailing, Bedürfnisse von Hund & Mensch sowie Lernen & Lehren. Denn Mantrailing wird aus gutem Grund als “Königsdisziplin” der Nasenarbeit bezeichnet.

Mantrailing - Die Königsdisziplin der Nasenarbeit

Woher kommt diese Einstufung? Was sind die besonderen Herausforderungen beim Mantrailing?

  • Es ist eine “Match to sample” Aufgabe.
  • Der Zielgeruch ist ein organischer, sehr komplexer Geruch: der Individualgeruch eines Menschen.
  • Die Dauer vom Beginn bis zur Belohnung kann lang sein
  • Sehr viele Variablen im Setting
  • Aufwändig zu schützendes Setting: wenig Kontrollmöglichkeiten der Umweltfaktoren
  • Der Hund ist an der Leine
  • Über die Leine ist der Hund mit der Bezugsperson verbunden

Das erfordert nicht nur eine sorgfältige Planung und einen geschärften Blick für die Gesamtsituation, sondern zwingend fachspezifische Kenntnisse im Bereich Mantrailing. Wissen um Lerntheorie und Ausdrucksverhalten des Hundes – wie bei jedem Hundetraining – natürlich vorausgesetzt.

Match to sample

Eine “Match to sample Aufgabe” bedeutet ganz allgemein, dass dem Probanden für die Ausführung der Aufgabe ein Muster präsentiert wird, zu dem er das passende Gegenstück finden/anzeigen soll.

Die große Herausforderung bei diesem Aufgabentyp liegt darin, dass der Hund das zu Beginn präsentierte Geruchsmuster im Gedächtnis abspeichern muss. Und zwar so gut, dass er während des gesamten Trails fehlerfrei darauf zurückgreifen kann. Dieser Aufgabentyp ist aufgrund der Gedächtnisbeteiligung sehr stressempfindlich.

Das weißt Du sicher aus eigener Erfahrung: Wie oft hast Du schon etwas gesucht, was Du im Stress “irgendwo” abgelegt hast, und nicht mehr weißt, wo?

Zielgeruch

Der Geruch, dem der Hund beim Trailen folgt ist ein sehr komplexer Geruch. Dass der Hund eine menschliche Spur überhaupt verfolgt, muss antrainiert werden, denn der Geruch von fremden Menschen ist für den Hund normalerweise bedeutungslos. Ute Blaschke-Berthold ordnet z. B. das Trailen daher auch nicht unter “Jagdverhalten” ein, denn der Mensch ist – gottseidank – kein Beutetier des Hundes! Beim Trailen zeigen die Hunde Elemente aus dem Bereich Nahrungserwerb, allerdings ohne das typische Beutefangverhalten.

Der Individualgeruch des Menschen auf dem Trail unterliegt der Alterung. Der Hund sucht also keinen gleichbleibenden sich nur in der Konzentration variierenden Geruch, sondern einen, der sich auch noch verändert. Man kann sich das bildlich wie einen “Zeitstempel” vorstellen, den die Hunde erkennen. Sie können die frische von der älteren Spur unterscheiden und so die Laufrichtung feststellen.

In Kombination mit Match to sample ist Mantrailing allein dadurch schon eine sehr anspruchsvolle Aufgabenstellung!

Verzögerte Belohnung

Der Hund muss erst was tun, bis er die Belohnung bekommt. Diese Zeitspanne vom Beginn der Aufgabe bis zum Ende des Trails und damit dem Erhalt der Belohnung kann sehr lang sein. Da brauchts ein feines Fingerspitzengefühl und ein sehr gutes Urteilsvermögen über den Schwierigkeitsgrad der gestellten Aufgabe, damit der Hund die Aufgabe bewältigen kann, ohne in Frust zu fallen. Und zusätzlich die Bereitschaft auf ein frustrierendes Anzeigeverhalten zu verzichten.

Setting

Mantrailing findet im realen Leben, in der Regel auf öffentlichem Grund statt und wir haben keine 100 %ige Kontrolle über die Umweltfaktoren. Natürlich haben wir mit der Auswahl des Trailortes, dem Tag und der Zeit zu der wir dort trailen sowie dem Verlauf des Trails einen sehr erheblichen Einfluss auf die Umweltfaktoren. Aber wir bewegen uns da nicht alleine. Das Auftreten von Menschen, Hunden, Katzen, Wildtieren, Fahrzeugen und Lärm haben wir nicht zu 100 % in der Hand.

Dann sind noch weitere Faktoren sehr variabel: Die Zielperson, der Geruchsträger der Zielperson, vorhandene Altspuren der Zielperson und ihre Auffindeposition, die Liegezeit des Trails, und der Einfluss der Witterung.

So gibt es beim Trailen keine 2 identischen Settings, die man wiederholen könnte. Es ist immer neu – immer anders. Um ein bestimmtes Trainingsziel zu erreichen muss sehr viel bedacht werden.

Hund - Leine - Mensch

Und last but not least findet Mantrailing in der Regel an der Leine statt. Der Hund ist also schon mal grundsätzlich in seiner Bewegung eingeschränkt. Da wir in der belebten Umwelt unterwegs sind, müssen wir ihn vor den Gefahren der Umwelt schützen und begrenzen und ebenso auch Rücksicht auf die Umwelt nehmen.

Und dann ist da noch das andere Ende der Leine. Denn Mensch und Hund sind über die Leine verbunden. Wir Bezugspersonen können uns beim Trailen nicht nicht verhalten. Und damit können wir auch nicht nicht kommunizieren. (Paul Watzlawick).

Der Anspruch, den Hund bei der Ausführung seiner Suchaufgabe nicht zu beeinflussen ist also beim Trailen überhaupt nicht möglich.

Wir können aber lernen, ihn als Teampartner bestmöglich zu unterstützen, so dass er mit uns an der Leine in der belebten Umwelt seine Aufgabe lösen kann und sich dabei auch noch möglichst gut fühlt. Das Trailen auf dem Geruchsband sowie eine „fühlende Leinenverbindung“ erleichtern uns diese Unterstützung.

Enrichment & Mantrailing verbinden

Im Vergleich zu anderen Suchaufgaben ist es beim Mantrailing Training also etwas aufwändiger, dieses für den Hund als Enrichmentmaßnahme zu gestalten.

Was braucht es also, damit Mantrailing Training Enrichment sein kann?

✨  An erster Stelle steht da die grundsätzliche Einstellung, dass es nicht um die Leistung des Hundes beim Trailen geht. Es geht um Erreichung von Wohlbefinden. Beim Hund und bei seiner Bezugsperson.

✨  Wir trainieren im richtigen Leben und müssen daher einige Anstrengungen unternehmen, das Setting für die Teams so sicher wie nötig zu gestalten (Ort und Zeitpunkt des Trainings, ggf. Absicherung des Trails durch die Gruppe). Dabei müssen unterschiedliche Anforderungen für mehrere Teams im Trainingsangebot unter einen Hut gebracht werden. Das Training in “offenen Gruppen” ist hier das A und O. Die Bezugspersonen haben freie Wahl über Häufigkeit, Tag, Uhrzeit und Location des Trainings. So kann das Training optimal an die Bedürfnisse des Teams und deren aktuelle Situation angepasst werden.

✨ Um die Belohnungsrate (und auch unterschiedliche Lernerfahrungen) höher zu bekommen, sind 2 kurze Trails sinnvoller, als 1 langer. Das erfordert etwas mehr Organisationsaufwand und gute Gestaltung der Pause zwischen den Durchgängen

✨ Die Trails müssen so gestaltet werden, dass der Hund sie erfolgreich ausarbeiten kann. Dazu muss der Schwierigkeitsgrad eines gelegten Trails für die Teams richtig eingeschätzt werden können.

✨ Durch die Verbindung mit dem Menschen über die Leine und das Setting im öffentlichen Raum hat der Hund keine vollkommene Freiheit seiner Bewegungen und das Tempo. Um diese Einschränkung aufzufangen und Frustfallen zu entschärfen hat sich das “Trailen auf dem Geruchsband” sehr bewährt. Sobald der Hund diese spezielle Aufgabenstellung verinnerlicht hat, kommt er auf dem Trail sehr schnell in einen gleichmäßigen Flow mit ausgeprägter Findephase.

 

Diese Lösungsstrategie ist für den Hund ein sicheres Versprechen, an die Belohnung zu kommen, so lange er auf dem Geruchsband ist. Wir machen den Weg zum Ziel!

Anders ist nicht automatisch falsch

Den Ansatz des “Trailens auf dem Geruchsband” habe ich tatsächlich von Einsatztrailern gelernt. Dieses “spurtreue Trailen” (auch oft „Trailen auf der schweren Spur“ oder “zeige mir, wo die Person gelaufen ist” genannt) hat sich als eine sehr erfolgreiche Trainingsmethode gezeigt. Und noch dazu steckt in diesem Ansatz ein riesiges Potential für den Einsatz als Enrichment.

Wie ich bereits oben geschrieben habe ist meiner Erfahrung nach diese Strategie beim Einsatz als Enrichment der “Suche nach der Quelle” (also „finde die Person, egal wie“) deutlich überlegen, obwohl es erstmal die Entscheidungsfreiheit des Hundes einschränkt.

Dieses spezielle Suchverhalten, also das  spurtreue Verfolgend der gelaufenen Strecke, bringen wir dem Hund von Anfang an bei. Das ist als notwendige Zwischenstufe zu sehen, damit der Hund dann später mit dieser Strategie deutlich ungestörter auf dem Trail seiner Nase folgen kann.

👉 Wie unterscheiden sich funktions- und leistungsorientiertes Training von Training mit dem Ziel Enrichment?

Die Unterschiede zum funktions- und leistungsorientierten Trailen liegen im Aufbau und der Durchführung der Trainingseinheit. Am deutlichsten erkennbar an diesen zwei Punkten:

  • der Entscheidungsfreiheit des Hundes den Trail zu unterbrechen oder auszusteigen
  • und der fehlenden zwingenden Notwendigkeit zum “Länger – Schwieriger – schneller – komplett auf sich allein gestellt – immer und überall” Abliefern können

Ich vergleiche das gerne mit folgender Situation:

  • Ein Autokonzern beauftragt 2 Ingenieure, ein Auto weiterzuentwickeln.
  • Ingenieur A soll es sicherer machen.
  • Ingenieur B soll es schneller machen.
  • Beide Ingenieure werden Vorschläge machen, mit denen sie ihr Ziel erreichen.
  • Die eingereichten Vorschläge werden sich jedoch deutlich voneinander unterscheiden.

❓ Sind nun die Vorschläge von A oder von B falsch? Weder noch. Die Vorschläge haben einfach unterschiedliche Zielsetzungen und sind jeweils hierfür zielführend.

❓Sind die Vorschläge von A oder von B besser? Nun, das kommt allein darauf an, welches Ziel man erreichen will. Will der Konzern ein sichereres Auto, werden die Vorschläge des Ingenieurs, der den Auftrag es schneller zu machen, nicht funktionieren. Anders ist eben nicht automatisch falsch.

Mantrailing, das Enrichment sein soll, muss an das Ziel angepasst werden. Nehmen wir wieder die Entscheidungsfreiheit des Hundes: Er kann beim Trailen als Enrichment also die Suche jederzeit unterbrechen oder aussteigen ohne den Verlust seiner Belohnung zu riskieren. Der Hund wird also nicht zum Weiterarbeiten angetrieben, wenn er das nicht mehr von sich aus macht.

Die Kunst dabei ist zu erkennen, ob der Hund den Trail nur aus aktuellem Anlass unterbricht – oder ob er ganz ausgestiegen ist. Die ganz große Kunst ist es dann, die Trails für den Hund in Zukunft so anzupassen, dass er Freude am Ausarbeiten hat und den Trail aus eigener Motivation bis zum ende ausarbeitet. Ohne Druck. Ohne “Arbeite”, „Hey Weitermachen“ – oder das häufig gehörte scharfe Räuspern “h’hem!(schwer zu schreiben, aber Du weißt sicher, was ich meine).

Selbst beim kompletten Ausstieg sorgen wir dafür, dass die Aufgabe dennoch mit Erfolg abgeschlossen werden kann. Ein Verkürzen durch sofortiges Rückholen der Zielperson (dafür sind Funkgeräte sehr nützlich) ist z.B. eine gute Möglichkeit dafür.

Nochmal – es geht nicht um Leistung! Es geht um Wohlbefinden, um Freiwilligkeit.

Fazit

Mantrailing ist nicht per se bedürfniserfüllend, auch wenn das häufig so propagiert wird. Mantrailing bietet aufgrund der Aufgabe selbst und der Rahmenbedingungen deutliche Herausforderungen.

Damit Mantrailing als Enrichment gelingen kann braucht es:

  • Fundierte Kenntnisse über das Trailen selbst, damit der Schwierigkeitsgrad des gelegten Trails richtig eingeschätzt werden kann.
  • Die Fähigkeit, im Training den Trail entsprechend den Bedürfnissen des Teams zu legen und ggf. auch anzupassen.
  • Kenntnis von Ausdrucks- und Lernverhalten von Hunden, um die Bedürfnisse des Hundes – und auch des Menschen – zu erkennen und im Rahmen der Möglichkeiten zu erfüllen
  • Ganzheitlicher Blick auf das Team über das Trailen hinaus mit einer Haltung, die nicht das Funktionieren in den Fokus stellt, sondern immer fragt “Was hat der Hund davon? Wie kann ich das Training anpassen, damit beide davon wirklich profitieren?”
  • Ein gewisses Organisationstalent ist von Vorteil, damit das Training optimiert werden können.

Ohne dieses Wissen und dessen Umsetzung im Training sowie die richtige Einschätzung der aktuellen Situation des Mensch-Hund-Teams kann Mantrailing Training sehr belastend für den Hund sein. Gleiches gilt für die Bezugsperson. Da Mensch und Hund sich zusammen – über die Leine verbunden – bewegen, müssen wir auch gut für das Wohlbefinden der Bezugsperson sorgen. Damit es eine durchweg positive Interaktion zwischen den beiden wird.

Dabei kann viel Erfahrung in einem der Fachgebiete fehlendes Wissen in den anderen leider nicht kompensieren. Aber mit viel Erfahrung in einem Bereich lassen sich neue Kenntnisse aus dem anderen Gebiet deutlich leichter erwerben und ins Training integrieren.

Leider ist “Gut gemeint” eben nicht immer “gut gemacht”! Gerade, wenn Menschen für sich und ihre Hunde zum Spaß oder als artgerechte Auslastung trailen wollen, ist es meiner Meinung nach fatal, wenn es aus Unkenntnis zu Lasten des Hundes geht. Trainer*innen, die ihre Teams nicht zur Einsatzreife sondern zu mehr Lebensqualität bringen wollen, müssen diese Kenntnisse und Fähigkeiten haben.

Achte also bei der Wahl Deiner Mantrailing Trainer*innen Aus- oder Weiterbildung auf das Ziel, das der jeweilige Anbieter verfolgt, damit es zu Deinem passt. Und wenn Du Mantrailing “nur zum Spaß” anbietest, dann sei Dir bitte bewusst, dass es mehr braucht, um es für den Hund bedürfniserfüllend zu machen, als “einfach eine Person um die nächste Ecke zu schicken” (Danke Yasmin 😘).

Wenn Dein Ziel Mantrailing als Enrichment ist und Du gerne meine Unterstützung haben möchtest Dein Training zu optimieren, dann finde mit diesem kurzen Quiz heraus, welche Art der Zusammenarbeit mit mir für Dich am besten passt:

Lasst uns über das Mantrailing das Glitzern in die Augen von Menschen & Hunden (zurück) bringen!

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✨ Time to shine! ✨

Ich bin Astrid Sperlich, Fachfrau für ein Mantrailing Training, das Mensch-Hund Teams zum Strahlen bringt.

Mit fachlichem Scharfsinn und Blick auf die Bedürfnisse beleuchte ich Dein Training von allen Seiten. Ich unterstütze Dich dabei, Deinen Weg als Mantrailing Trainer*in zu finden. Vor Ort in Oberbayern & online, persönlich & in einer starken Gemeinschaft.

Für den IBH leite ich die Mantrailing-Trainer*innen Weiterbildung, die den Schwerpunkt auf Enrichment setzt. Meine Mission: Mensch & Hund mit Mantrailing wirklich glücklich machen und nicht nur auslasten. Probleme lösen, statt neue schaffen.