Der Hund hat immer Recht

Der Hund hat immer recht in der Nasenarbeit. Das ist kein Widerspruch zum Trailen auf dem Geruchsband beim Mantrailing. Nasenarbeit Mantrailing
GeschÀtzte Lesedauer: 5 Minuten

„Bei der Nasenarbeit gilt: Der Hund hat immer Recht“

Diese Aussage findet sich immer wieder und unbestreitbar ist der Hund uns mit seinem Riechvermögen mehr als haushoch ĂŒberlegen. HĂ€ufig wird dieses Argument in Diskussionen jedoch eingesetzt, wenn es um die Beeinflussung des Hundes auf dem Trail geht. Und auf den ersten Blick scheint es auch ein Widerspruch zu sein – „Der Hund hat immer Recht“ – und „Trailen auf dem Geruchsband„. Aber nur auf den ersten oberflĂ€chlichen Blick.

Du kannst Dir den Artikel auch anhören:

Unbestreitbar ist das Riechvermögen der Hunde unserem deutlich ĂŒberlegen. Man kann sogar soweit gehen zu behaupten, im direkten Vergleich mit Hunden seien wir nahezu „geruchsblind“.

Schon allein dieses Wort „geruchsblind“ ist ein deutlicher Hinweis, dass der Geruchssinn im Bewusstsein des Menschen eine sehr kleine Rolle spielt (unterbewusst ist das jedoch ganz anders – aber das ist ein anderes Thema). Denn fĂŒr die Eigenschaft „nicht riechen zu können“ (Fachbegriff: Anosmie) nutzen wir den Begriff „blind“.

Da uns also der Hund was die Wahrnehmung von GerĂŒchen angeht so extrem ĂŒberlegen ist, ist es sehr plausibel zu postulieren „Bei der Nasenarbeit hat der Hund immer Recht“. Schließlich sind wir nicht in der Lage den „Gegenbeweis“ zu liefern.

Was genau bedeutet das und welche Auswirkungen auf das Mantrailing Training hat diese Aussage?

Bei der Nasenarbeit spielt die Aufgabendefinition eine wichtige Rolle. Soll der Hund das Vorhandensein oder die Quelle des Zielgeruches anzeigen. -

Die Aufgabendefinition ist entscheidend

Sehen wir uns mal diese Aussage mal im Zusammenhang mit einer konkreten Aufgabenstellung in der Nasenarbeit an.

Beispiel Zielgeruchsuche:

Der Hund, der ins Suchfeld mit seinem Zielgeruch geschickt wird, kann den Geruch in der Regel schon in einem grĂ¶ĂŸeren Abstand zur Quelle wahrnehmen. Und da ist schon die erste Entscheidung:

  • soll der Hund die Anwesenheit des Geruches anzeigen, sobald er ihn wahrnimmt
    oder
  • soll der Hund sich direkt zur Quelle des Geruches begeben und diese möglichst eng anzeigen?


Hierbei ist es extrem wichtig, sauber und sorgfĂ€ltig zu arbeiten. Denn Spuren des Zielgeruches, die beim Ausbringen unbewusst ins Suchfeld eingebracht werden (z.B. durch Reste an den Fingern) werden vom Hund wahrgenommen und damit angezeigt. Das stellt natĂŒrlich eine riesige Fehlerquelle dar, wenn die BestĂ€tigung nicht erfolgt, weil der Mensch sich dieser Geruchsquelle nicht bewusst ist. Ich nehme als Vergleich gerne Basteln mit Glitzer her
 Also geht bei der Zielgeruchsuche genauso sorgfĂ€ltig vor, wie es das Basteln mit Glitzer erfordert.

Praktisches Beispiel: Geldsuchhund (und ja, den gibt es wirklich)

  • soll uns der Hund anzeigen, dass sich Geld in der NĂ€he befindet
    oder
  • soll er uns möglichst genau anzeigen, wo sich das versteckte Geld befindet?

     

Praktisches Beispiel 2: Der BettwanzenspĂŒrhund, der zur Befallsermittlung eingesetzt wird

  • soll der Hund die Anwesenheit von Bettwanzen anzeigen
    oder
  • soll der Hund exakt das Nest oder die Wanze anzeigen?

     

Ersetze nun „Geld“ oder „Bettwanze“ durch „TrĂŒffel“, „Drogen“ oder „Sprengstoff“, so wird schnell klar, dass je nach Zielgeruch ein anderes Anzeigeverhalten notwendig ist. Es kommt also wirklich darauf an, was wir mit dem Einsatz des SpĂŒrhundes erreichen wollen und auch wie hoch das GefĂ€hrdungspotential des zu suchenden Zieles ist.

Was ein Hund sucht und wie er es sucht ist eine Frage des Trainings

Mantrailing auf dem Geruchsband ist kein Widerspruch zu "Der Hund hat immer Recht". Die Aufgabendefinition ist entscheidend. Das Trailen auf dem Geruchsband ist effektiv - das Geruchsjagen ermĂŒdend und wenig effektiv

Wie ist das konkret beim Mantrailing

Damit wir Menschen uns eine Vorstellung von dem machen können, was der Hund sucht, brauchen wir beispielhafte Bilder. Nehmen wir fĂŒrs Trailen mal das Bild, dass wir uns die vom Menschen abgesonderten Hautzellen (ĂŒbrigens 30 – 40 Tausend pro Minute) als Konfetti vorstellen – wie bei einer Schnitzeljagd verstreut der Mensch seine Hautschuppen-Konfetti auf dem Trail. Und stellen wir uns vor, diese Konfetti wĂ€ren unterschiedlich schwer.

Diese Konfetti sind der Umwelt ausgeliefert und werden je nach Witterung und Umgebung mehr oder weniger verstreut, bewegt. Auch in AbhÀngigkeit von ihrem Gewicht.

PrĂ€sentieren wir dem Hund nun den Geruchsartikel als Referenz fĂŒr die Zielperson, so gibt es fĂŒr dies Aufgabe unterschiedliche LösungsansĂ€tze.

Das sog. Geruchsjagen zeigt sich darin, dass der Hund jedem Konfetti StĂŒckchen nachgeht und noch weitere sucht (und ja – der Hund hat immer Recht und auch weit ab vom Trail befinden sich sicherlich Geruchspartikel der Zielperson). Dadurch kann sich der Hund weit vom gelaufenen Trail entfernen – und ja – er hat sicherlich immer noch Recht, weil es auch weit entfernt noch kleinste Geruchspartikel der Zielperson gibt. Über diesen Lösungsansatz kann der Hund auch abseits vom gelaufenen Trail Geruchspartikel von einer spĂ€teren Position wahrnehmen, um so die Zielperson zu finden.

Alternativ kann der Hund auch der Aufgabe nachgehen,  der großen Konfettispur – also da, wo die Zielperson gelaufen ist – zu folgen. Das sog. Trailen auf dem Geruchsband.

Und das ist genau der springende Punkt. Denn um dem Hund die Aufgabenstellung „Trailen auf dem Geruchsband“ zu vermitteln, mĂŒssen wir den Hund beeinflussen und das steht in keinem Widerspruch dazu, dass es natĂŒrlich auch noch abseits des Trails Geruchspartikel der Zielperson gibt und der Hund also „Recht hat“.

Das Trailen auf dem Geruchsband ist nicht nur professionell, sondern auch noch sehr gut als Enrichment einzusetzen. Denn es ĂŒberwiegt das Finden und nicht das Suchen.

Mantrailing als Enrichment

Mit der Aufgabenstellung „Trailen auf dem Geruchsband„ geht dieser professionelle Ansatz Hand in Hand mit einer hervorragenden Eignung, um Mantrailing als Enrichment einzusetzen.

Warum? ZerpflĂŒcken wir erstmal Nasenarbeit in die grundlegenden Bestandteile. Das sind

  • Suchen
  • Finden
  • Bekommen

Die bedĂŒrfniserfĂŒllenden Anteile der Nasenarbeit sind das Finden und Bekommen. Das Suchen selbst ist jedoch nicht bedĂŒrfniserfĂŒllend. Suchen ist der notwendige Anteil, um ins bedĂŒrfniserfĂŒllende Finden zu kommen. Suchen kann sogar extrem frustrierend fĂŒr den Hund sein, wenn die Aufgabenstellung zu schwer ist und der Hund nicht ins Finden kommt.

Wie sieht das also beim Trailen auf dem Geruchsband aus mit dem VerhĂ€ltnis von Suchen zu Finden – und damit mit der BedĂŒrfniserfĂŒllung? Da wird schon ziemlich deutlich, dass sich der Hund auf dem Geruchsband sehr viel lĂ€nger im Bereich des Findens bewegt.

Der Hund, der diese Aufgabenstellung verinnerlicht hat, wird also durch das Geruchsband stĂ€ndig darin bestĂ€tigt, dass er auf einem erfolgversprechenden Weg ist. Bei dem Hund, der jedem Konfetti nachjagt, sieht das ganz anders aus. Die Aufgabe, allen Konfettipartikeln nachzugehen ist nicht lösbar. Die Aufgabe, auf dem Geruchsband zu bleiben ist lösbar und fĂŒhrt zum Erfolg.

Insbesondere auch dann, wenn der gelaufene Trail endet – also die Zielperson sich mit einem Fahrzeug entfernt hat: Das sogenannte Negativ Ende. Mit der Anzeige, dass das Geruchsband hier nun endet, hat der Hund seine Aufgabe vollstens erfĂŒllt und natĂŒrlich den sonst auch ĂŒblichen Jackpot verdient! Falls Du noch mehr ĂŒber dieses spannende Feld der Negativ-Trails erfahren möchtest, kannst Du das mit meinen Online Workshop zur Negativ-Arbeit beim Mantrailing.

Fazit

Die Aussage „Der Hund hat bei der Nasenarbeit immer Recht“ hebelt in keinster Weise eine Beeinflussung des Hundes auf dem Trail aus, wenn es darum geht, die Aufgabenstellung zu vermitteln. Das Wahrnehmen des Zielgeruches ist die Voraussetzung – das daraus resultierende Verhalten wird vom Hund durch das Training erlernt. Die Definition der Suchaufgabe ist dabei entscheidend, ob der Hund die Anwesenheit oder die Quelle oder beim Mantrailing das Geruchsband zeigen soll.

Das Trailen auf dem Geruchsband hat sich fĂŒr RealeinsĂ€tze als ein sehr zielfĂŒhrendes Vorgehen bewiesen – wurde es ja aus dem Anspruch entwickelt, das Training fĂŒr PersonenspĂŒrhunde mit Hinblick auf die Erfolgsquote zu verbessern. Dabei brillieren die Hunde auch durch eine ausgezeichnete Negativ-Arbeit.  Wenn Du mehr ĂŒber den Aufbau von Negativ Arbeit erfahren möchtest, dann kannst Du das in meinem Online Workshop Negativ Arbeit beim Trailen als Enrichment. 

Neben der ProfessionalitÀt dieses  Ansatzes bietet das Trailen auf dem Geruchsband auch eine sehr gute Grundlage, um Mantrailing als Enrichment einzusetzen und zaubert den Teams (wieder) ein Glitzern in die Augen.

Du möchtest mehr ĂŒber „Mantrailing als Enrichment“ erfahren? Dann trage hier Deine Email Adresse ein und Du bekommst Zugang zu 2 Video VortrĂ€gen fĂŒr 0 €:

Datenschutz*
 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert